Pflanze des Monats

Japanische Berchemie, Rattanrebe

Mit der Rattanpalme, aus deren Trieben Rattan und Peddigrohr gewonnen werden, hat diese Pflanze nichts zu tun. Den irreführenden Name Rattanrebe trägt sie nur, weil einige andere Arten der Gattung zum Flechten verwendet werden.

An einem Zaun oder Gitter kann sie bis zu vier Meter hoch klettern. Sie benötigt eher mildes Klima und einen nicht zu trockenen Platz. Ansonsten ist es eine recht anspruchslose Pflanze, die auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, bei genauer Betrachtung aber durchaus zu begeistern vermag. Ende Februar kann man die dünnen Triebe auf kurze Zapfen zurückschneiden, sollte aber diejenigen, die Beeren tragen, stehen lassen.

Die grünweissen Blüten erscheinen im Hochsommer. Sie verströmen duftende Wolken und werden trotz ihrer Winzigkeit von glücklichen Bienen umschwärmt. Erstaunlicherweise findet man zur gleichen Zeit reife Beeren. Diese brauchen ein Jahr, um auszureifen, dabei verfärben sie sich von rot zu schwarz. Sie scheinen auf keine grosse Begeisterung zu stossen: Sogar Gärtnereien, die am Verkauf interessiert sein sollten, bezeichnen sie als essbar, aber nicht empfehlenswert. Und die Verwendung der Blätter als Tee-Ersatz oder Gemüse reizt wohl nur die experimentierfreudigsten unter den Köchen.

Dahlien und co.

Besonders empfehlenswert ist zurzeit die kleine aber feine Dahlien-Sammlung mit historischen Sorten im alten Bauerngarten. Auch zwei Wildarten sind dort vertreten.

Gleich in der Nähe, im Arzneipflanzengarten, zieht bereits seit einiger Zeit ein riesiges Exemplar des Blut-Weiderichs Bienen und Hummeln in Massen an. Ein paar Schritte weiter können die wunderschönen blauen Blüten eines Mönchspfeffers bewundert werden.

In der Clematis-Sammlung blühen einige kleinblütige Arten und Sorten.

Seit Monaten blühen bereits die Fuchsien, welche aber hier auch mal besondere Erwähnung finden sollen. Am üppigsten geht es natürlich auf der Fuchsientreppe zu und her. Hier ist auch ein Exemplar unserer Eigenzüchtung Fuchsia 'Brüglingen‘ zu sehen. Unterhalb der Treppe zeigen sich diverse winterharte Fuchsien von ihrer besten Seite.

Dahlie (Dahlia 'Weiss-Rosa-Gelbe von Trubschachen')
Dahlie (Dahlia 'Weiss-Rosa-Gelbe von Trubschachen')
Blut-Weiderich (Lythrum salicaria)
Blut-Weiderich (Lythrum salicaria)
Fuchsie (Fuchsia 'Brüglingen')
Fuchsie (Fuchsia 'Brüglingen')
Winterharte Fuchsie (Fuchsia 'Vielliebchen')
Winterharte Fuchsie (Fuchsia 'Vielliebchen')
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus)

Pflanze des Monats

Kirengeshoma palmata

Die Wachsglocke wächst in feuchten Gebirgswäldern. Sie existiert an nur acht Standorten in Japan, China und Korea und steht unter Naturschutz. Im Garten ist sie robust und sehr langlebig, wenn ihre Bedürfnisse - feuchter, humoser, nicht zu alkalischer Boden im Halbschatten - erfüllt werden.

Als eine der wenigen Waldpflanzen blüht sie erst im Spätsommer. Diese Kugelknospen! Die wachsartigen Blütenblätter! Die Samen-kapseln ähneln dreihornigen Teufelchen. Doch allein schon das ahornartige Laub wäre ein Grund, sie zu pflanzen.

Der Name Kirengeshoma tönt kompliziert. Das ist er auch. Ki heisst “gelb“, Renge heisst “Lotosblüte“. Shoma (eigentlich shouma) besagt in diesem Fall gar nichts, die Schriftzeichen stehen nur da, um die richtige Aussprache zu bezeichnen. Das kommt uns spanisch, bei japanischen Namen aber häufig vor. Im Detail bezeichnet Shou ein Mass von etwa 1,8 Liter, ma heisst “Hanf“. Vor dem inneren Auge entsteht das Bild eines Hanfkorbs voll gelber Lotosblüten…

Die Realität aber ist, wie Realitäten das so an sich haben, viel prosaischer: Rengeshouma ist der japanische Name der Scheinanemone, einer Pflanze, die Sie im Rhododendrontal bewundern können. Ki-Rengeshoma bedeutet deshalb “gelbe scheinanemone“. Die beiden Pflanzen mögen recht verschieden sein, doch bei beiden schweben zarte Kugelknospen über dem Laub.

Von protzig bis zart - Für jeden Blütengeschmack etwas

In der Clematissammlung blühen viele Pflanzen aus der Viticella-Gruppe, sowie verschiedene andere Hybriden.

Die Kübelpflanzensammlung erfreut das Auge mit zahlreichen blühenden Pflanzen. So zum Beispiel viele Fuchsien-Hybriden auf der Fuchsientreppe, verschiedene Engelstrompeten hinter den Gewächshäusern und eine grosse Zahl an Hortensien (Hydrangea macrophylla) bei der Villa Merian.

Im Irishang können im Moment die bunten Blüten von vielen Hemerocallis-Hybriden und auch einiger Wildarten bewundert werden.

Blühende Schönheiten gibt es auch in Unter Brüglingen. So zum Beispiel Artischocken und Kardy beim Gemüse oder das schwarze Bilsenkraut bei den Arzneipflanzen. Die ersten Dahlien können ebenfalls bewundert werden.

Das Rhododendron-Tal wartet mit einigen schattenliebenden Blütenschönheiten auf: Scheinhortensien, Wachsglöckchen, Kletternder Fingerstrauch und viele Funkien gehören dazu.

Ein paar Gehölze blühen erst in dieser Jahreszeit: Ein schönes Exemplar einer Strauchkastanie bei der Villa Merian, Eine Blasenesche beim Irishang und Samthortensien beim Weg zu den Gewächshäusern sind besonders erwähnenswert.

Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger)
Artischocke (Cynara scolymus)
Artischocke (Cynara scolymus)
Hortensien (Hydrangea macrophylla)
Hortensien (Hydrangea macrophylla)
Scheinhortensie (Deinanthe bifida)
Scheinhortensie (Deinanthe bifida)
Dahlie 'Rote von Winkel'
Dahlie 'Rote von Winkel'

Pflanze des Monats

Cichorium intybus

Sind Sie Feierabendgärtner oder schlafen Sie gerne aus? Dann sollten Sie die Wegwarte nicht in Ihren Garten pflanzen. Denn ihre hinreissenden Blüten machen vormittags Schwebfliegen, Bienen und Gärtner glücklich. Nachmittags ist dann von der ganzen Herrlichkeit nicht mehr viel übrig, bei Spätaufstehern ist sie als reizloses Gestrüpp verrufen.

Dabei ist sie als Chicorée oder Radiccio gesund und schmackhaft - zum Beispiel als bunter Sommersalat mit Blüten und Minze oder, mit Speck umwickelt, geschmort oder einfach mit einem Dip aus Joghurt, Zitrone, Salz und Knoblauch. Aus den gerösteten Wurzeln stellt man noch heute einen Kaffeeersatz her.

Die blauen Blüten der Wegwarte sollen laut einer Sage die blauen Augen einer Hofdame sein, die vergeblich am Wege auf die Rückkehr ihres untreuen Kreuzritters wartete. Damit wäre der Name der Wegwarte erklärt: Er war weg, sie wartete. Und seit damals nennt man naive Menschen blauäugig.

üppig und verspielt

Trotz einiger Trockenheitsprobleme gibt es viele tolle Blüten zu entdecken:

In der Clematissammlung blühen nun die unbekannten, eher unauffälligen glockenförmigen Wildarten. Z.B. C. texensis, C. glaucophylla und C. pitcheri
Auch die Staudenförmige C. integrifolia, sowie einige Hybriden davon sind jetzt schön anzusehen.

Unverzichtbare Partner der Clematis sind Kletterrosen. Ein besonders schönes Bild ergeben die Blüten von Rosa ‘Apple Blossom‘ und Clematis ‘Warszawska Nike‘.
Einige Schritte von der Clematissammlung entfernt können die Bodendeckerrosen ‘The Fairy‘ und ‘Snow Ballet‘ bewundert werden. Als ganz besonderer Leckerbissen bei der Rosenblüte präsentieren sich die alten Sorten Rosa ‘Souvenir d’Anne Frank‘ und Rosa ‘Maria Lisa‘ im alten Bauerngarten in Unter Brüglingen.

In Vorder Brüglingen zeigen sich einige Schönheiten in den Staudenrabatten. Sehr schön ist im Moment die Rabatte entlang des Weges vom Eingang St. Jakob, mit der Riesendistel (Eryngium giganteum) und der Silberhang hinter den Gewächshäusern mit verschiedensten Lavendelsorten und der weissblühenden schwarzen Königskerze.

Rose 'Apple Blossom' und Clematis 'Warszawska Nike'
Rose 'Apple Blossom' und Clematis 'Warszawska Nike'
Clematis texensis und C. viticella 'Betty Corning'
Clematis texensis und C. viticella 'Betty Corning'
Verbascum nigrum 'Album'
Verbascum nigrum 'Album'
Rose 'Souvenir d'Anne Frank'
Rose 'Souvenir d'Anne Frank'
Eryngium giganteum
Eryngium giganteum
-

kunstvolles geschenk

Seit Sommer 1984 ist das Kunstwerk ‹Kopf› von Markus Raetz in den Merian Gärten zu sehen. Dreissig Jahre nach der Ausstellung ‹Skulptur im 20. Jahrhundert› schenkt der Künstler das Werk der Christoph Merian Stiftung.

Hier geht es zur Medienmitteilung der Christoph Merian Stiftung.

Pflanze des Monats

Amorpha fruticosa

Auf die beliebte Fernwirkung muss man beim Bastardindigo verzichten, doch aus der Nähe betrachtet entfalten seine Blüten ihren ganz besonderen Reiz. Allein die Farbgebung! Orange Staubgefässe ragen aus violettschwarzbraunen Blüten, darunter zartes Fiederlaub. Das ganze wird umtost von glücklichen Bienen, denen es völlig egal ist, dass seine Blüten im Gegensatz zu anderen Schmetterlingsblütlern (dazu gehören zum Beispiel Wicken, Lupinen oder Glyzinien) weder Kiel noch Schiffchen, sondern nur eine winzige Fahne haben. Der Name Amorpha bezieht sich auf diese untypische Form und heisst soviel wie ungestaltet.

Der Bastardindigo stammt aus Nordamerika und wurde von den ersten Siedlern als Indigoersatz zum Färben genutzt. Er ist eine gute Bienenweide und eignet sich zur Befestigung von Böschungen. Er wird kaum über drei Meter hoch und verträgt auch mal einen radikalen Rückschnitt. Eine ideale Pflanze, könnte man meinen…

…wenn da nicht dieser gemeine Haken wäre: Der Bastardindigo hat sich in einigen Ländern Südosteuropas als invasiver Neophyt erwiesen, in der Schweiz breitet er sich bereits im Tessin aus. Er besiedelt Auenlandschaften und gestörte Standorte. Mit Hilfe von Knöllchenbakterien reichert er im Boden Stickstoff an und verändert so den natürlichen Nährstoffgehalt der Böden. Die Bekämpfung ist nicht einfach: Wird er abgesägt, schlägt er wieder aus, zudem ist er ein grosser Versamungsheld. Deshalb sollte man ihn nur dulden, wo er sich nicht verbreiten kann. Aber schön ist er doch!

Wonnemonat

Einige unserer beliebtesten Sammlungen zeigen sich im Moment von ihrer Schockoladeseite:


Irissammlung: Iria Barbata-Hybriden
Clematissammlung: Verschiedene Clematis montana und einige Grossblütige Clematis, sowie die ersten Kletterrosen
Pfingstrosensammlung: Verschiedene Strauch- und Staudenpfingstrosen

Ausserdem sind bei den Schmetterlingsblütlern einige schöne Blüten zu bewundern. So z.B. Lupinus Polyphyllus- Hybriden und Colutea x media. Direkt daneben steht in der Wiese ein besonders schönes altes Exemplar von einem Diptam. Das Hochplateau lohnt auch einen Abstecher wegen der vielen schönen Trockenwiesen.

Pfingstrosensammlung
Pfingstrosensammlung
Lupinus Polyphyllus-Hybride
Lupinus Polyphyllus-Hybride
Clematis montana 'Marjorie'
Clematis montana 'Marjorie'
Dictamnus albus
Dictamnus albus
Colutea x media
Colutea x media
01. Mai 2014

Pflanze des Monats

Sambucus nigra 'Guincho Purple'

Es gibt Pflanzen, die man eigentlich gar nicht vorstellen muss. Der Holunder gehört dazu. Seit Urzeiten werden Blüten und Beeren zu Gelee, Konfitüre, Sirup, Tee, Sekt, Wein oder Likör verarbeitet. Auch wenn die rohen Beeren oft für spontane Entschlackung sorgen, tut das der Freude keinen Abbruch.

 Leider wirken Holunder im Garten oft etwas langweilig. Dabei gibt es diverse Sorten, bei denen es sich meistens um natürliche Variationen handelt, so auch ‘Guincho Purple‘. Seine rosa überhauchten Blüten und das dunkle Laub harmonieren farblich gut mit der historischen Scheune gegenüber. Er wurde vor über sechzig Jahren von Vera Mackie in Schottland gefunden und in ihren berühmten Garten in Nordirland, Guincho, gebracht. Seilwinde heisst das auf Portugiesisch, aber zurück zum Thema…

Dieser Prachtsholunder lässt sich wie die normale Art verwenden und ist wertvoll für Vögel und Bienen. Doch das Beste kommt zum Schluss: Bei alten, schwächelnden
Sträuchern schieben sich oft eigenartige Glibbergebilde aus der Rinde. Diese heissen wahlweise Wolken-, Wald- oder Judasohren und sind nichts anderes als die berühmten
Mu-Err-Pilze, die viele chinesische Gerichte verknorpeln, ohne dabei störenden Geschmack zu entfalten.