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Pflanze des Monats

Glockenrebe (Cobaea scandens)

Geduld bringt Rosen und ab Ende Juli auch (endlich!) Glockenreben. Bis jetzt konnte man nur ihr hübsches Laub bewundern, dessen dunkle Färbung nach der Blattentfaltung vergrünt. Das jeweils letzte Blättchen der gefiederten Blätter ist zu einer Ranke umgewandelt. Diese ist zunächst gerade, reagiert aber auf Berührungsreize, indem sie sich in deren Richtung krümmt. Hat sie erst einen Zweig oder ein Gitter umwickelt, zieht sie sich wie ein Telefonkabel (heute weitgehend unbekannt, kam früher zwischen Telefongerät und Hörer vor) zusammen und sorgt für eine elastische Befestigung der mehrere Meter hoch werdenden Pflanze.

Wenn sich die ersten Blüten öffnen, gibt es gelegentlich enttäuschte Gesichter. In tiefem Violett sollte sie blühen, wie im Katalog; zu sehen sind aber nur grünweisse Glocken. Und das nach der langen Wartezeit! Verstimmt geht man ins Haus, schmiedet Kompostierungspläne – und leistet zwei Tage später Abbitte bei der jetzt violetten Schönheit. Dieser Wechsel betrifft nicht nur die Blütenfarbe, sondern auch deren Anatomie: In der hellen Phase zeigen sich die Staubbeutel, beim Wechsel zu Violett wächst dann der Griffel. Dabei ändert sich auch der Duft von dumpf säuerlich zu honigsüss.

Die meisten Blüten sind für ganz bestimmte Bestäuber gebaut. Die Glockenrebe ist eine typische Fledermausblume - nicht für unsere heimischen insektenfressenden Fledermäuse, sondern für tropische Vertreter, die den Nektar mit ihrer langen Zunge erreichen. Da diese Tiere ziemlich ruppig mit den Blüten umgehen, sind Fledermausblumen in der Regel robust gebaut und halten einiges aus, wie man selber fühlen kann. Auch der Kelch ist kräftig ausgebildet und hat der Pflanze den hübschen englischen Namen «Cup and Saucer-Plant» eingebracht. Auf deutsch tönt er leider weniger attraktiv: Tasse und Untertasse-Pflanze. Naja.