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Pflanze des Monats Oktober

Weidenblättrige Sonnenblume
Helianthus salicifolius var. orgyalis

Schon Rilke erkannte damals: Der Sommer war sehr gross. Hitze und Trockenheit setzten den neu angelegten Pflanzungen zu. Das neue Substrat, durchlässig und nährstoffarm, half beim Einwurzeln, wirkte sich aber auf das oberirdische Wachstum aus, weshalb viele der neu verwendeten Pflanzen anfangs nicht so recht in die Gänge kamen. Von den widrigen Umständen völlig unbeeindruckt zeigte sich die Weidenblättrige Sonnenblume, sie wuchs zu unserer Überraschung sofort los. Und wuchs. Und wuchs, bildete mit ihren kräftigen Stielen und schmalen Blättern dekorative Säulen, zweieinhalb Meter hoch. Vor ein paar Wochen kamen plötzlich Blütenknospen dazu…

…und haben sich nun endlich geöffnet, kleiner als bei den altbekannten Gartensonnenblumen, dafür in grosser Zahl. Sie sind aber nur das Tüpfelchen auf dem i, denn der eigentliche Grund für die Verwendung dieser Riesenstaude ist ihre skulpturale Erscheinung im Sommer. Ursprünglich stammt sie vom Ozark-Hochland in den USA, wo sie in der Hochgras-Prärie vorkommt.

Die Varietät ‘orgyalis’ ist etwas niedriger als die Normalform und blüht besser. Man könnte meinen, dass sich diese Bezeichnung auf den orgiastischen Wuchs bezieht, doch die Erklärung ist – wie so oft – ziemlich prosaisch: Orgya bezeichnete im Altgriechischen die Spanne zwischen den ausbreiteten Armen eines erwachsenen Mannes, das ist gut ein Meter achtzig. Es entspricht dem alten Längenmass ‘Klafter’, und so findet man diese grazile Gestalt gelegentlich unter dem grobschlächtigen Namen ‘Klafterlange Sonnenblume’ in den Gärtnereien.

Standort: Nähe Pächterhaus