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Pflanze des Monats April

Persische Fritillarie
Fritillaria persica ‘Adiyaman’

Die Zwiebeln dieser wunderschönen Pflanze bekommt man bei fast allen Zwiebelhändlern und Gartencentern. Trotz ihres relativ hohen Preises werden sie häufig gepflanzt. Die Gärten müssten eigentlich voll davon sein, doch blühende Exemplare sieht man selten.

Sie ist nämlich eine kapriziöse Diva, die persische Fritillarie. Ohne Dünger geht bei ihr gar nichts. Sie möchte aber bitte nicht zuviel vom profanen Stickstoff (Hornspäne, Schafwollepellets und dergleichen), es sollten auch andere Nährstoffe vorhanden sein. Gut geeignet sind Tomaten- oder Beerendünger. Der Boden muss gut durchlässig sein, zudem braucht sie heisse Sommer für die Blütenbildung. Bezüglich des Wasserbedarfs finden sich in der Literatur widersprüchliche Angaben. Die meisten Autoren empfehlen einen sommertrockenen Standort, andere warnen davor, den Boden völlig austrocknen zu lassen.

Wenn man ihre Ansprüche erfüllt und ihr zudem Schnecken und Lilienhähnchen (hübsche rote Käferchen mit äusserst verfressenen Larven) vom Leibe hält, blüht diese wunderbare Pflanze fast jedes Jahr und vermehrt sich sogar. Falls uns dies gelingt, können Sie sich auch in kommenden Jahren über die dramatisch dunkelvioletten Blüten erfreuen. Und falls nicht, ist das graugrüne Laub auch ganz nett.

Ort: beim Gewächshaus

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Pflanze des Monats März

Kissen-Primel
Primula vulgaris

Seit der Neugestaltung der Merian Gärten finden Sie hier vermehrt selten verwendete Pflanzen, aparte Schönheiten und Trockenkünstler. Doch auch die altbekannten Gartenpflanzen können bei genauem Hinschauen begeistern, die ganz gewöhnliche Kissen-Primel zum Beispiel. Im Schweizer Mittelland gilt sie als heimisch, wahrscheinlich sind jedoch die meisten Vorkommen aus verwilderten Gartenprimeln entstanden.

Diese Primel wächst fast überall, ist zäh und langlebig. Schon im Vorfrühling blüht sie über lange Zeit, verzaubert unscheinbare Gartenecken und bietet Käfern, Bienen, Hummeln und vielen anderen Insekten willkommene Nahrung in karger Zeit. Die Blüten leuchten hellgelb, doch es gibt sie auch in weiss, blassrosa oder hellviolett.

Diese Farbvielfalt kommt von den bunten Gartenprimeln, Kreuzungen der Kissen-Primeln mit anderen Arten. Knallrot, Knallgelb, Knallblau und Quietschrosa werden sie jedes Frühjahr zu Zehntausenden verkauft, gepflanzt und meistens nach der Blüte kompostiert. Dabei können sie etliche Jahre alt werden. Sie versamen sich freudig, doch die Farben der Nachkommen sind blass und ergeben ein oft übles Potpourri aus trüblila, grauorange oder blassbunt, was kombiniert nicht immer frühlingshaft-harmonisch wirkt. Entfernt man die missliebigen und vermehrt die gewünschten Pflänzchen, ergibt sich mit den Jahren eine ganz persönliche Primelmischung.

Ort: beim Pächterhaus

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Pflanze des Monats Februar

Macchien-Waldrebe
Clematis cirrhosa

Heisse, trockene Sommer und milde, feuchte Winter werden häufiger. Altbekannte Gartenpflanzen wie Phlox und Rittersporn leiden in unserer Region unter den hohen Temperaturen und sind oft nur noch Schatten ihrer selbst. Andere vertragen die Hitze gut, sofern sie genügend Wasser bekommen. Aber Giesskannenschleppen und Schläucheziehen sind nicht das, was man an lauen Sommerabenden tun möchte – anstatt den Garten zu geniessen, sich an den Blumen zu freuen und entspannt ein kühles Getränk zu sürpfeln.

Dabei gibt es viele Pflanzen aus mediterranen Klimazonen, die die Hitze problemlos überstehen, nur wenig Wasser brauchen und mit unseren Wintern (meistens) gut klarkommen. Viele davon verlegen ihr Wachstum ins Winterhalbjahr und machen eine Art Sommerschlaf; dazu gehört die Macchien-Waldrebe. Im Sommer ruht sie und verliert bei Trockenheit sogar ihr Laub.

Das macht aber gar nichts: Erst im Herbst treibt sie aus und zeigt bis in den Frühling ihre hängenden, weisslichen Blüten. Sie benötigt durchlässigen Boden, einen geschützten Standort und bei Frost ein paar Tannenzweige, um zu gedeihen und den winterlichen Garten zu verzaubern. Und für die sommerabendlichen Blütenwolken gibt es noch genügend andere Pflanzen, die Brennende Waldrebe zum Beispiel – doch das ist wieder eine andere Geschichte.

Ort: Clematissammlung in der Nähe des Eingangs St. Jakob

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Pflanze des Monats Oktober

Weidenblättrige Sonnenblume
Helianthus salicifolius var. orgyalis

Schon Rilke erkannte damals: Der Sommer war sehr gross. Hitze und Trockenheit setzten den neu angelegten Pflanzungen zu. Das neue Substrat, durchlässig und nährstoffarm, half beim Einwurzeln, wirkte sich aber auf das oberirdische Wachstum aus, weshalb viele der neu verwendeten Pflanzen anfangs nicht so recht in die Gänge kamen. Von den widrigen Umständen völlig unbeeindruckt zeigte sich die Weidenblättrige Sonnenblume, sie wuchs zu unserer Überraschung sofort los. Und wuchs. Und wuchs, bildete mit ihren kräftigen Stielen und schmalen Blättern dekorative Säulen, zweieinhalb Meter hoch. Vor ein paar Wochen kamen plötzlich Blütenknospen dazu…

…und haben sich nun endlich geöffnet, kleiner als bei den altbekannten Gartensonnenblumen, dafür in grosser Zahl. Sie sind aber nur das Tüpfelchen auf dem i, denn der eigentliche Grund für die Verwendung dieser Riesenstaude ist ihre skulpturale Erscheinung im Sommer. Ursprünglich stammt sie vom Ozark-Hochland in den USA, wo sie in der Hochgras-Prärie vorkommt.

Die Varietät ‘orgyalis’ ist etwas niedriger als die Normalform und blüht besser. Man könnte meinen, dass sich diese Bezeichnung auf den orgiastischen Wuchs bezieht, doch die Erklärung ist – wie so oft – ziemlich prosaisch: Orgya bezeichnete im Altgriechischen die Spanne zwischen den ausbreiteten Armen eines erwachsenen Mannes, das ist gut ein Meter achtzig. Es entspricht dem alten Längenmass ‘Klafter’, und so findet man diese grazile Gestalt gelegentlich unter dem grobschlächtigen Namen ‘Klafterlange Sonnenblume’ in den Gärtnereien.

Standort: Nähe Pächterhaus

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Pflanze des Monats September

Herbst-Goldbecher
Sternbergia lutea

Wer die Herbst-Goldbecher zum ersten Mal sieht, gerät ins Grübeln. Ist es etwa ein verspäteter Krokus? Eine fehlfarbene Herbstzeitlose? Oder ist gar die Welt aus den Fugen? Doch nichts von alledem - diese Pflanze ist so. Sie stammt aus dem Mittelmeergebiet, wo die Sommer heiss und trocken, die Winter hingegen mild und feucht sind. Nach den ersten Herbstniederschlägen erscheinen zuerst die leuchtend gelben Blüten und danach das Laub, welches bis in den Frühling hinein grün bleibt.

Die Herbst-Goldbecher überdauern den Sommer als Zwiebel im Boden; es kann ihnen dann nicht trocken und heiss genug sein. Nach kühlen Sommern kann es vorkommen, dass sie kaum blühen, das gibt es in unserer warmen Gegend aber fast nie. Unsere Goldbecher wuchsen während zwanzig Jahren an einer Stelle, wo weder gedüngt noch gegossen wurde (nicht mal im berüchtigten Hitzesommer 2003!), und jedes Jahr wurden die gelben Klumpen grösser und üppiger. Bis zum Frühjahr 2020.

Damals begann hier der grosse Umbau. Die Zwiebeln wurden mit Liebe und geeignetem Gerät ausgegraben, getopft und im Zwischenlager gepflegt. Zwei Jahre haben sie es in den Töpfen ausgehalten, zweimal ganz ohne Publikum wunderbar geblüht. Im letzten Spätherbst kamen sie dann endlich wieder in den Boden, einige sogar am selben Platz wie vorher. Wir sind gespannt, ob sie schon dieses Jahr gut blühen werden. Falls nicht, finden Sie weitere Goldbecher im Wiesenhang oberhalb der Irissammlung. Bei den Erdarbeiten dort wurde nämlich sehr darauf geachtet, dass die vorhandenen Zwiebeln im Boden bleiben.

Standort: Nordseite Gewächshäuser

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Pflanze des Monats August

Mexikanischer Strauchoregano
Poliomintha longiflora

Dieser bezaubernde Kleinstrauch zeigt erst nach einiger Zeit, was in ihm steckt. In den letzten Jahren hat er sich zu einer grossen Gartenfreude gemausert mit seinen auffallend langen Blüten, die den ganzen Sommer bis in den Herbst hinein erscheinen.

Als wir ihn vor vier Jahren in einer kleinen Gärtnerei in Zuzgen entdeckten, hatten wir noch nie davon gehört. Anfangs blieb er recht mickrig und wirkte zerbrechlich sowie etwas unordentlich. Aber diese Blüten! Und der tolle Duft nach Bohnenkraut oder Oregano (die Meinungen darüber gehen auseinander)! All dies hätten wir verpasst, wenn wir uns vorher über diese Pflanze informiert hätten.

Denn im Internet finden sich viele Informationen, ein paar davon können gelegentlich sogar stimmen. Frostfreie Überwinterung müsse sein, der Boden solle nicht austrocknen. Und überhaupt: Gute, humose Gartenerde… Zu unserer Erleichterung weiss unsere Pflanze nichts von alldem und steht klaglos in magerem Boden, hat nach dem ersten Jahr nie mehr Wasser bekommen, den (zugegebenermassen milden) Weinbauklimawintern getrotzt und läuft erst, wenn die Lavendel verblühen, zur Höchstform auf.

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Pflanze des Monats Juli

Grauer Bergfenchel
Seseli Gummiferum

Eigentlich ist schon die Schönheit dieses Bergfenchels Grund genug, ihn in die Gärten zu holen. Sein filigranes Blattwerk, die geometrisch aufgebauten Dolden, der Blütenreichtum und die eigenartige Struktur fallen sofort ins Auge. Dazu kommt seine Anspruchslosigkeit: Viel Sonne und gute Drainage. Sand, Lehm, saurer oder kalkhaltiger Boden passen ihm gleichermassen, solange es nicht zu feucht und nährstoffreich ist. Sommerhitze ist kein Problem für ihn, und obwohl er aus warmen Gegenden wie der Ägäis oder der Krim stammt, ist er erstaunlich winterhart, aber nur einmal: Nach der Blüte stirbt er ab, doch vorher versamt er sich reichlich.

Als ob all dies nicht genug wäre: Bergfenchel ist (wie alle Dolden-blütler) eine Freude für Insekten. Abertausende winziger Blüten wimmeln von Fliegen, Streifenwanzen und Wildbienen, mit etwas Glück tauchen auch Hornissen-Schwebfliegen und Weichkäfer auf oder besser ein. Man könnte stundenlang zusehen… Theoretisch wären die Dolden gute Schnittblumen, aus den Stängeln liesse sich eine Art essbares Gummi herstellen. Aber wer schneidet schon solch eine Pflanze ab!

Im Gegensatz zum trockenen «Bergfenchel» beflügelt die englische Bezeichnung «Mondkarotte» (Moon Carrot) die Fantasie. Poetische, märchenhafte, vielleicht sogar unheimliche Gedanken entstehen. Das schaffen die wenigsten Pflanzen!

Standort: Nähe Pächterhaus

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Pflanze des Monats Juni

Zartblättriger Spargel
Asparagus tenuifolius

Spargel ist momentan in aller Munde, sei es alla Milanese oder auf klassische Art mit Butter und Schinken. Auch über das Spargelstechen war in den letzten Wochen einiges zu lesen. Aber Spargel kann mehr als nur gut schmecken; unter seinen rund 200 Arten finden sich beliebte Zierpflanzen und andere interessante Gewächse.

Eines davon ist der Zartblättrige Spargel. Mit etwas Glück kann man ihn im Tessin finden, wo er an trockenen Hängen im Gebüsch wächst. Die winzigen grünlichen Blüten verstecken sich im Laub, obwohl da nicht viel zu verstecken ist. Die Pflanze wächst sehr langsam, bleibt niedrig und bildet erst nach vielen Jahren einen grösseren Bestand. Alles in allem nicht gerade spektakulär…

Erst in letzter Zeit haben wir diesen kleinen Spargel so zu schätzen gelernt, wie er es verdient: Eingewachsene Pflanzen ertragen grosse Hitze und kommen ohne Giesswasser zurecht, was während der Klimaveränderung zunehmend wichtiger wird. Die gelbe Herbstfärbung leuchtet über mehrere Wochen und sieht zu Gräsern und Astern hinreissend aus. Doch das Schönste an ihm ist das Gefühl, wenn man diese fluffige Wuschelwolke aus feinstem Laub streichelt. Das macht glücklich!

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Pflanze des Monats Februar

Schwarzkiefer
Pinus nigra

Bretter, die die Welt bedeuten, bestehen oft aus dem nicht knarrenden Holz der Schwarzkiefer. Auch Kolophonium, Terpentin und sogar ein antibakterieller Wirkstoff werden aus dieser Baumart hergestellt. Sie trotzt Kälte, Sturm und Trockenheit, doch zuviel Schnee kann zu Astbruch führen. Dank ihres tiefen und breiten Wurzelsystems eignet sie sich gut zur Bodenbefestigung.

Aus den Kronen alter Schwarzkiefern lässt sich in Frühsommernächten zuweilen lautes Fiepen vernehmen. Das kommt weder von verirrten Welpen noch von Flughunden – es sind die Bettelrufe junger Waldohreulen, welche sich im Schutz der dichten Zweige aufhalten. Trotz ihres Migrationshintergrunds – sie stammt aus den Mittelmeerländern – wird die Schwarzkiefer auch von vielen anderen Vogelarten geschätzt.

Diese Bäume mit ihren vermutlich 170 Jahren gehören zu den schönsten in den Merian Gärten; sie haben schon Christoph und Margaretha Merian in ihren letzten Jahren erfreut. Damit diese prächtigen Schwarzkiefern auch in den nächsten Jahrhunderten gesund bleiben, wird ihre Krone regelmässig von Baumpflegern – und nicht etwa von Kieferchirurgen! – kontrolliert und gepflegt.

Standort: Englischer Garten

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Pflanze der Monate Dezember Januar

ECHTER STEINSAME
Lithospermum officinale

Endlich Winter! Endlich Schluss mit bunten Blüten und leuchtender Herbstfärbung! Jetzt kann man sich in Ruhe auf die subtileren Reize konzentrieren: Immergrünes, gedeckte Brauntöne und filigrane Strukturen erfreuen unsere erschöpften Augen. Immer wieder zeigt sich Überraschendes, hier zum Beispiel der Echte Steinsame.

Die harten Samen sind klein, aber auffallend weiss, bleiben lange am Stängel und werden hauptsächlich durch fliessendes Wasser verbreitet. Man findet die Pflanze in Flusstälern an nicht zu trockenen Orten. Sie blüht weisslich oder blassgelb und ist eine eher unauffällige Erscheinung.

Schon vor einigen tausend Jahren wurden aus den porzellanartigen Samen zierliche Halsketten gefertigt. Deshalb passt der schöne italienische Name viel besser zu dieser hübschen Pflanze: Erba Perla, das Perlenkraut.

*Aufgrund von Kälte und Dunkelheit bleibt die Pflanze des Monats Dezember frisch bis Ende Januar.

Standort: Arzneipflanzengarten