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Pflanze des Monats

Mandelbaum (Prunus dulcis)

Es gibt vernünftige Gründe, keinen Mandelbaum zu pflanzen: Er wächst nur im Weinbauklima, liebt heisse Sommer und mildfeuchte Winter. Bei starkem Frost leidet der Fruchtansatz. Falls nicht, entwickeln sich Früchte, die an vergammelte Aprikosen erinnern. Es gibt verschiedene Sorten, doch die meisten lassen sich kaum knacken, und bittere Mandeln sind giftig. Am besten geeignet sind sogenannte Krachmandeln. Der Name kommt nicht etwa vom Krach beim Öffnen der Schale, sondern bezeichnet Varietäten, welche leicht zu knacken sind.

Ist die Mandel endlich befreit, freut sich der Mensch. Sie schmeckt wunderbar, ist gesund und lässt sich vielfältig verwenden. Hätte sie einen exotisch klingenden Namen wie Chia oder Quinoa, würde sie im Internet von Inflünzern als Superfood gefeiert. Man kann sie essen, backen, zu Öl, Milch oder Paste verarbeiten oder als Schmiermittel sowie zur Körperpflege verwenden.

Mandelbäume stammen aus Südwestasien, werden seit Jahrtausenden genutzt und wurden von den Römern (die genau wussten, was gut ist) nach Europa gebracht, zusammen mit dem Wein. Inzwischen werden Mandeln in vielen Weltgegenden angebaut, was mancherorts durch den hohen Wasserbedarf zum Problem wird. In Anbaugebieten wie zum Beispiel in der Pfalz zieht die Mandelblüte jedes Jahr viele Besucher an. Wenn sich die Knospen öffnen, ist das immer wieder eine grosse Freude. Die unglaublich schöne Blüte ist vielleicht kein vernünftiger, aber ein guter Grund, auch im eigenen Garten ein Mandelbäumchen zu pflanzen. Wenn man dann später ein paar Mandeln ernten kann: Umso besser!

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Pflanze des Monats

Hasel (Corylus avellana)

Sie symbolisiert glückhaften Beginn und Frühling, dazu Wunscherfüllung, Fruchtbar- und Unsterblichkeit: Die Hasel ist ein wahrer Tausendsassa. Im Mittelalter glaubte man, mit ihrer Hilfe Schlangen und Hexen abwehren zu können, was zumindest teilweise erfolgreich war, denn wo die Hasel wächst, gibt es keine Hexen. Ihre vielgepriesene Ableitung von Erdstrahlen und Wasseradern funktioniert gleichermassen, nur der erhoffte Schutz vor Blitzen scheint sich bislang nicht zu bestätigen.

Viele Tiere und Pilze leben von Laub und Holz der Haselsträucher. Die Nüsse sind ein gefundenes Fressen für Käferlarven, Vögel, Mäuse, Eichhörnchen und Menschen. Ob roh oder geröstet, in Kuchen, Pralinen und Schokolade: Nüsse machen glücklich! Aber anstatt dieser wunderbaren Pflanze den nötigen Respekt zu zollen, quetscht man sie zu mehreren in finstere Gartenecken, verkrüppelt sie sinnlos mit der Kettensäge und schimpft über das hässliche Gestrüpp.

Gibt man ihr stattdessen einen passenden Platz im Garten, wird sie nach Jahrzehnten zu einer prächtigen, wenn auch stammlosen Baumkrone. Im Spätwinter erscheinen daran hübsche Würstchen, die männlichen Blüten, welche trotz ihrer schuppigen Wurmform 'Kätzchen' heissen. Die unauffälligen weiblichen Blüten hingegen nimmt man kaum wahr: Aus einigen Knospen ragen winzige rote Fäden, aus denen sich später die Haselnüsse entwickeln.

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Pflanze des Monats

Fleischbeere (Sarcococca confusa)

Botaniker haben manchmal keinen Sinn für Poesie, und dann musswieder ein wunderschönes Gewächs unter einem hässlichen Namen leiden: Sarcococca heisst Fleischbeere, und die alternative Benennung Schleimbeere ist auch nicht besser. Ihr Artname confusa (durcheinander, unordentlich, zusammengemischt) spielt zwar nur auf Probleme bei der Bestimmung an, ist aber nicht besonders attraktiv. Doch auch üble Namen haben ihre Vorteile: Weder lassen sie Appetit auf die giftigen Früchte aufkommen noch wecken sie grosse Erwartungen.

Dabei hätte die Fleischbeere diese verdient: Das Laub! Immergrün, gesund, glänzend und dicht. Der Wuchs! Kompakt, üppig, sich langsam ausbreitend. Die Blü… - ach nein, diese kleinen, weisslichen Blüten reissen einen nicht wirklich vom Hocker, jedenfalls nicht bei Minustemperaturen. Immerhin schaffen sie es, im Winter zu blühen. Und an wärmeren Tagen überraschen sie uns mit ihrem wunderbaren Honigduft. Da lohnt sich jede Kniebeuge!

Diese bescheidene Duftpflanze wächst gern im Halbschatten, liebt kalkhaltigen Boden und verträgt im Vorfrühling auch mal einen Schnitt. Eigentlich sollte man sie viel öfter pflanzen, doch es lauern Gefahren: Starken Frost und kalte Winde mag sie nicht. Da die Fleischbeere mit dem Buchs nahe verwandt ist, könnte sie von dessen Zünsler und Pilz befallen werden, scheint aber nicht ganz so anfällig wie dieser zu sein. Somit wird sie uns hoffentlich noch lange die Winter versüssen.

Aufgrund von Kälte und Dunkelheit bleibt die Pflanze des Monats Dezember frisch bis Ende Januar.

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Pflanze des Monats

Herbst-Krokus (Crocus speciosus)

Es lässt sich nicht mehr leugnen, sogar dieser unendliche Sommer ist vorbei. Die Pflanzen bäumen sich ein letztes Mal mit flammendem Laub gegen Kälte und Dunkelheit auf, Früchte werden prall und weich, alles verblüht, verwelkt, vergeht…

Fast alles, denn plötzlich sind da: Krokusse! Im Herbst! Zerbrechliche Stiele schieben blauviolette oder weisse Blüten aus dem Boden. Bei Regen knicken sie oft um, doch die nächsten Knospen sind schon bereit. Bei Sonnenschein öffnen sie sich und zeigen ihre gelben Narbenschenkel, deren schlimmer Name ihrer filigranen Schönheit nicht gerecht wird. Später im Frühling erscheint dann das grasartige Laub - wenigstens hier halten sich diese Krokusse an den üblichen Zeitplan.

Sie stammen aus dem südlichen Kaukasus. Wie auch andere herbstblühenden Zwiebeln und Knollen werden sie schon im Sommer gepflanzt. An den Boden stellen sie keine grossen Ansprüche, aber einen sommertrockenen, warmen Platz hätten sie gern, vorzugsweise leicht halbschattig, und idealerweise zwischen niedrigen Polsterpflanzen. Mit Lavendel 'Hidcote' oder einer anderen herbstblühenden Sorte in der Nähe entsteht eine Kombination, die es blütezeittechnisch nur selten gibt: Krokus mit Lavendelblüten, ganz ohne Bildfälschung!

Pflanze des Monats

Mexikanische Dreimasterblume (Tradescantia pallida)

Hübsch, eher klein und nachmittags oft schon verblüht: Die Blüten der Mexikanischen Dreimasterblume sind nichts für Feierabendgärtner. Aber wen interessiert das schon angesichts der Laubfärbung! An sonnigem Standort zeigt das exotische Gewächs ein eigenartiges Purpurviolett mit grauem Hauch. Die geaderten Hochblätter stehen an den Spitzen waagrecht ab und erfreuen aus der Nähe durch ihre markante Struktur.

Da Blätter oft länger attraktiv sind als Blüten, eignen sich buntlaubige Pflanzen sehr gut für langanhaltende Farbkompositionen. Mit der Mexikanischen Dreimasterblume kann man aus dem Vollen schöpfen: Düster-dramatisch mit dunkellaubiger Süsskartoffel, Colocasia oder roter Gartenmelde, kontrastreich mit orangefarbenen Buntnesseln oder ganz allein vor einer Ziegelmauer oder in türkisfarbener Keramik oder… oder… oder auch… Leider ist die Herrlichkeit nach dem ersten Frost vorbei, man kann aber im Herbst ein paar Stängel in Wasser stellen und später eintopfen, um sie als Zimmerpflanze über den Winter zu retten.

Aber aufgepasst: Dieses exotische Gewächs ist so wenig zurückhaltend wie seine Farbe. Zarte Nachbarpflänzchen werden resolut überrollt. Trockenheit steckt sie weitgehend locker weg. Bodeneigenschaften sind ihr ziemlich egal. In Ländern wie Kuba oder Australien gilt sie inzwischen als invasives Unkraut, verbreitet sich dort munter durch bewurzelnde Bruchstücke und besiedelt rasch grosse Flächen. Ihre Bekämpfung ist schwierig. Deshalb ist ihr Manko, die fehlende Frosthärte, gleichzeitig ein grosses Glück.

Pflanze des Monats

Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria)

Wasser, Wärme, Dünger, und das alles in rauen Mengen – so kann man die Bedürfnisse dieser Pflanze beschreiben. Dazu einen geschützten Standort und je nach Sorte ein stabiles Gestell, um die schweren Früchte tragen zu können. Und dann noch das mühselige Aufpäppeln der Jungpflanzen - lohnt sich das überhaupt?

Es lohnt sich! Der Flaschenkürbis ist eine der ältesten Nutzpflanzen und weltweit in warmen Ländern verbreitet. Er stammt ursprünglich aus Afrika, hat dank seiner schwimmfähigen Früchte vor langer Zeit den Atlantik überquert und wurde in Mittelamerika schon in vorkolumbianischer Zeit angebaut. Auf dem Landweg brachten ihn Menschen vor Jahrtausenden nach Südeuropa, Arabien, Indien bis nach Ostasien und Polynesien. Dabei hat sich aufgrund der vielfältigen Verwendung eine unglaubliche Anzahl Sorten entwickelt. Flaschenkürbisse eignen sich zur Herstellung von vielerlei Gefässen, Geschirr, Musikinstrumenten, Weichteilfutteralen, Löffeln und anderen Dingen des täglichen Gebrauchs. Die jungen, noch unreifen Früchte (botanisch gesehen wären es Beeren…) sind essbar, wenn sie nicht die für Kürbisgewächse typischen Bitterstoffe enthalten. Das gilt übrigens auch für Gurken, Melonen oder Zucchetti: Bittere sind sehr giftig!

Abgesehen davon ist der Flaschenkürbis einfach eine schöne und interessante Pflanze. Er begrünt Klettergerüste, blüht des Nachts weiss und duftend, und seine wohlgeformten Blätter riechen mehr oder weniger angenehm nach Moschus. Doch all dies wird im Spätsommer noch übertroffen von der Schönheit seiner seltsamen Früchte.

Pflanze des Monats

Grauer Bergfenchel (Seseli gummiferum)

Eigentlich ist schon die Schönheit dieses Bergfenchels Grund genug, ihn in die Gärten zu holen. Sein filigranes Blattwerk, die geometrisch aufgebauten Dolden, der Blütenreichtum und die eigenartige Struktur fallen sofort ins Auge. Dazu kommt seine Anspruchslosigkeit: Viel Sonne und gute Drainage. Sand, Lehm, saurer oder kalkhaltiger Boden passen ihm gleichermassen, solange es nicht zu feucht und nährstoffreich ist. Sommerhitze ist kein Problem für ihn, und obwohl er aus warmen Gegenden wie der Ägäis oder der Krim stammt, ist er erstaunlich winterhart, aber nur einmal: Nach der Blüte stirbt er ab, versamt sich aber reichlich.

Als ob all dies nicht genug wäre: Bergfenchel ist (wie alle Doldenblütler) eine Freude für Insekten. Abertausende winziger Blüten wimmeln von Fliegen, Streifenwanzen und Wildbienen, mit etwas Glück tauchen auch Hornissen-Schwebfliegen und Weichkäfer auf oder besser ein. Man könnte stundenlang zusehen… Theoretisch wären die Dolden gute Schnittblumen, aus den Stängeln liesse sich eine Art essbares Gummi herstellen. Aber wer schneidet schon solch eine Pflanze ab!

Im Gegensatz zum trockenen "Bergfenchel" beflügelt die englische  Bezeichnung "Mondkarotte" (Moon Carrot) die Fantasie. Poetische, märchenhafte, vielleicht sogar unheimliche Gedanken entstehen. Das schaffen die wenigsten Pflanzen!

Pflanze des Monats

Merian Gärten (Hortus merianorum 'Mirabile')

Es gibt sie, die langblühende, farbenfrohe und duftende Nutzpflanze. Sie ist mehrjährig, sieht das ganze Jahr über ansprechend aus und bietet Nahrung  und Lebensraum für vielerlei Getier. Die Blüte beginnt schon im Januar, schwingt sich zu ungeahnten Höhen im Frühsommer auf und setzt mit der flammenden Herbstfärbung ein grandioses Novemberfinale. Und erst der Duft! Honigsüss im Spätwinter, später fliedrig, dann folgen Azaleen-, Iris- und Rosenparfüm sowie Heu-, Lavendel- und Apfelkuchendüfte. Apropos Apfelkuchen: Diese Pflanze dient zur Gewinnung von Obst, Gemüse, Textilien, Farben, Wolle, Eiern und sogar Suppenhühnern.

Natürlich darf nicht verschwiegen werden, dass dieses Gewächs ziemlich anspruchsvoll ist. Vom Dachs wird es durchlöchert, vom Biber benagt, vom Buchsbaumzünsler entlaubt, und des Blausiebs Benehmen spottet jeder Beschreibung. Schorf, Rost und Brandkrustenpilz dräuen, im Boden lauert der Hallimasch. Zudem braucht die Pflanze viel Platz für ihre optimale Entfaltung. In den letzten Jahren hat sie sich auf über achtzehn Hektaren ausgebreitet, was einer Fläche von 17 Fussballfeldern entspricht. Die intensiven Pflegemassnahmen wie Wässern, Rückschnitt, Düngen und Pflanzenschutz benötigen viel Personal, Werkzeug, Fachwissen und Liebe.

Diese erstaunliche Pflanze ist hier in der Region endemisch. Am besten gedeiht sie auf Birsschotter und humosem Boden, in Wassernähe, an Trockenhängen, in Sonne und Schatten. Ihr Samen wurde tief in der Vergangenheit gelegt. Sie keimte vor fünfzig Jahren und hat sich seither prächtig entwickelt. Bisweilen treibt sie seltsame Blüten, macht aber viel Freude und ist eine Zierde für Stadt und Land. Da sie langlebig, anpassungsfähig und robust ist, wird sie auch die nächsten Jahrzehnte die Bevölkerung erfreuen. Und die Hirschkäfer.

Pflanze des Monats

Wechselblättriger Sommerflieder (Buddleja alternifolia)

So sperrig der Name auch sein mag: Der wechselblättrige Sommerflieder ist einer der schönsten Sträucher in unseren Gärten. Seine langen, peitschenartigen Triebe sind der Länge nach mit leicht duftenden Blüten in allerzartestem Lila bedeckt, sein filigranes Laub erinnert an Weiden.

Im Gegensatz zum bekannteren Sommerflieder (Buddleja davidii) blüht diese Art leider sehr kurz und nur an den im vorigen Jahr gebildeten Trieben, was einen Rückschnitt im Winter verbietet. Um den lockeren Wuchs und die langen, peitschenähnlichen Blütentriebe zu fördern, schneidet man den wechselblättrigen Sommerflieder unmittelbar nach der Blüte zurück. Dabei entfernt man Samenstände und trockene Zweige. Das ist gar nicht so einfach, denn die noch weichen Neutriebe (welche im nächsten Jahr blühen werden) sind sehr zerbrechlich. Mit Stützpfahl, etwas Knowhow und jahrelanger Geduld lässt sich dieser Strauch sogar zu einem kleinen Baum formen.

Es gibt jede Menge Blütensträucher, welche einfacher zu schneiden sind, mit grösseren, bunteren Blüten, hübscheren Namen und langer Blütezeit. Da stellt sich schon die Frage: braucht es dieses Gewächs überhaupt? Die Antwort, im Brustton tiefster Überzeugung: Jawoll!

Pflanze des Monats

Hundszahn (Erythronium 'Pagoda')

Der Hundszahn, von dem es auch eine seltene einheimische Art gibt, ist eine eher unübliche Zwiebelpflanze für den Halbschatten. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen dieser Gattung ist die Sorte 'Pagoda', eine  Kreuzung zweier amerikanischer Wildarten, relativ anspruchslos und wüchsig.

Die Zwiebeln werden im Herbst gepflanzt. Beim Kauf muss man darauf achten, dass sie frisch sind, weder geschrumpft noch angeschimmelt. Hacken sollte man vermeiden, da sonst die wertvollen Zwiebeln verletzt würden. Den richtigen Standort (Halbschatten, humos, nicht zu trocken) vorausgesetzt, sind sie langlebig und wunderschön.  Sie stehen hier seit fast zwanzig Jahren und scheinen sich wohl zu fühlen.

Der Name "Hundszahn" hat weder mit dem Geruch noch mit der Beisswütigkeit der Pflanze zu tun, sondern mit der Form: Die Zwiebel unserer europäischen Art sieht aus wie der Eckzahn eines Hundes. Die der amerikanischen Arten sind um ein Mehrfaches grösser, der dementsprechende Hund wäre ungefähr drei Meter hoch. Ein Schild mit der Aufschrift "Vorsicht, bissiger Hundszahn!" am Gartentor wirkt jedenfalls respekteinflössend.