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Pflanze des Monats

Wald-Tabak (Nicotiana sylvestris)

Vor etwa 450 Jahren hatte Jean Nicot, ein französischer Gesandter in Lissabon, Wunderdinge über die Heilwirkungen einer exotischen Pflanze gehört. Er war überzeugt, dass dieses Kraut Geschwüre und andere Gebresten heilen könne, schickte es begeistert nach Frankreich und setzte sich für dessen Verwendung ein. Nie hätte er sich träumen lassen, dass später ausgerechnet ein starkes Gift seinen Namen tragen würde: Nikotin, der Hauptwirkstoff der von ihm gelobten Tabakpflanze.

Eine der schönsten Arten ist der Wald-Tabak. Er wächst gerne im Halbschatten in fruchtbarem Boden und ist leider nicht winterhart. Seine hellen Blüten duften nachts, was charakteristisch ist für Nachtschwärmerpflanzen. Für die meisten Insekten ist die Blütenröhre viel zu lang, doch Windenschwärmer mit ihrem langen Rüssel können den Nektar erreichen.

Einen Mondgarten könnte man anlegen! Mit Wald-Tabak, hellen Petunien, Mondwinde, Sternjasmin, Weisser Lichtnelke und anderen duftenden hellen Nachtblühern. Und eines Abends, mit etwas Glück, gibt es dann ein Stelldichein von zwei- und sechsbeinigen Nachtschwärmern.

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Erfrischung für Bäume und Sträucher

Schon lange hat es nicht mehr richtig geregnet. Deshalb haben wir diese Woche entschieden, grossflächig zu giessen –  viele Sträucher zeigen Anzeichen für Trockenstress. Seit Montag bewässern wir nun alle Bäume und Sträucher, um zu verhindern, dass die Gehölze absterben.

Mit dem Material, welches wir letztes Jahr angeschafft haben können wir sehr effizient giessen. Die Schläuche lassen sich zusammensetzen und reichen damit bis 300 Meter weit. Wir beziehen dabei Wasser direkt aus den Feuerwehrhydranten in den Gärten, diese haben für die Abrechnungen einen speziellen Zähler. Mit den grossen Schlauchrollen und den Feuerwehrschläuchen bringen wir grosse Mengen Wasser auf einmal aus: pro Stunde 15 bis 20 Kubikmeter, das sind etwa 20'000 Liter - pro Stunde! Mit den kleinen Regnern, die normalerweise im Einsatz sind, würde es den ganzen Tag dauern, gleich viel Wasser auszubringen.

Beim Giessen ist die Technik wichtig, damit das Wasser gut verteilt wird und der Boden möglichst viel aufnehmen kann und nicht zu viel Wasser ungenutzt versickert. Wir schaffen es nur auf diese Art, alle Gehölze in den Gärten innerhalb nützlicher Frist zu bewässern. Dennoch dauert es eine ganze Woche, bis alles gegossen ist.

Eine grosse Herausforderung besteht darin, den richtigen Zeitpunkt zu finden um mit dem Giessen anzufangen. Wenn die Situation mit dem Wasserhaushalt im Boden schon sehr prekär ist, kann es sein, dass wir zu spät sind bis alle Abschnitte beregnet sind. Letztes Jahr haben mehrere Bäume ihr ganzes Laub verloren. Das hoffen wir dieses Jahr verhindern zu können.

Dieses Wochenende soll es gewittern – mal sehen, wie viel es wirklich regnet und ob wir nächste Woche das Bewässern wieder einstellen können.

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Heuernte

Ein Bild wie in den Ferien! Wir ernten das Heu auf unseren Wiesen und landwirtschaftlichen Flächen. Mit einem gestaffelten Schnitt haben wir seit Juni bereits rund 450 Kleinballen à 20 Kilogramm gepresst. Das Heu brauchen wir als Wintervorrat für unsere Schafe und Kaninchen. Wenn wir wie dieses Jahr mehr ernten können als wir selber brauchen, verkaufen wir das Heu an den Zolli und die Lange Erlen. Da unsre Wiesen naturbelassen sind, ist das Heu eher mager und wird von vielen Wildtieren gut vertragen.

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Blütenspaziergang im Juli

Beim Julispaziergang nehmen wir uns diesmal nur einen kleinen Teil des Gartens vor um uns insbesonders den Clematis widmen. Ausgangspunkt der kleinen Runde ist der Silberhang hinter den Gewächshäusern. Nehmen Sie den Weg mitten durch den blühenden Lavendel und lassen Sie sich zur Einstimmung vom Duft und dem Summen zahlreicher Insekten betören. Kurz darauf tauchen Sie ein in das zauberhafte Reich der Clematis. Als erstes fällt der Blick auf die üppig hellblaue Clematis 'Perle d'Azur' und gleich daneben C. 'Rouge Cardinal', kombiniert mit C. versicolor. Ein paar Schritte weiter auf der rechten Wegseite umspielen sich eine Auswahl an unterschiedlichen Waldreben-Blüten.

Am Rande der Sammlung links des Weges können Sie sich an der Blütenfülle der C. viticella erfreuen und danach durch den Clematis-Tunnel wandern. Wieder im Hellen erblicken Sie die niedere, leicht duftende, C. 'Hendersonii' neben einer weiteren C. versicolor. Nun erreichen Sie ein kleines Plätzchen. Vor Ihnen leicht rechts ist eine C. pitcheri, kombiniert mit einer C. 'Mrs. Cholmondeley'. Im Hintergrund davon leuchtet die riesige weisse Blüte mit rosa Rand von C. 'Fond Memories'. Daneben die hellblaue C. 'Vanessa' mit der rosa-weissen C. 'Minuet' und noch ein Gestell weiter gibt es eine C. viorna mit ihren fast schon kitschigen Glöckchen. Durchschreiten Sie die beiden Gerüste, so stehen rechts einige staudig wachsende Waldreben, eingerahmt von verschiedenen Sterndolden (Astrantia), die auch viele andere der Clematis-Rabatten ausschmücken.

Als nächstes fällt eine weitere C. 'Minuet' ins Auge. Wer davor rechts abbiegt, kann die ungewöhnlichen, weisslichen Blüten der C. 'Kaiu' sehen und als Kontrast dazu die sehr dunkle C. 'Romantika'. Nun können Sie am  Klassiker C. 'Etoile Violet' vorbei, zurück auf den Weg, wo zahlreiche weitere Waldreben blühen. Besonders erwähnenswert sind hier C. campaniflora mit den zarten hellblauen Blümchen sowie als Gegenpart die leuchtend pinke C. 'Princess Diana', umspielt von der rosa C. 'Comtesse de Bouchard'.

Jetzt aber genug der Clematis! Um die kleine Runde abzuschliessen, wählen Sie den Weg nach unten Richtung Eingang St. Jakob. In der Rabatte an der Kreuzung umsummen Insekten die Elfenbeindistel (Eryngium giganteum) und gegenüber, auf der anderen "Strassenseite" zeigt eine Taglilie (Hemerocallis 'Dark Eyed Magic') ihre auffällige Blüte. Wer übrigens mehr Taglilien sehen möchte, sollte später noch einen Abstecher zum Irishang unternehmen. Zuerst passieren sie aber den Schwerährigen Felberich (Lysimachia barystachys) neben dem Bergknöterich (Aconogonon 'Johanniswolke') und gegenüber den Strandflieder (Limonium platyphyllum und Goniolimon tataricum) sowie eine frühe Aster (Aster x frikartii 'Wunder von Stäfa'). Schliesslich erreichen Sie den Hofplatz. Der üppig blühende Bauerngarten links neben dem Pächterhaus bildet den fulminanten Abschluss dieses Hochsommerspaziergangs.

Ganzblättrige Waldrebe (Clematis integrifolia)
Ganzblättrige Waldrebe (Clematis integrifolia)
Glockenblütige Waldrebe (Clematis campaniflora)
Glockenblütige Waldrebe (Clematis campaniflora)
Taglilie (Hemerocallis 'Dark Eyed Magic')
Taglilie (Hemerocallis 'Dark Eyed Magic')
Frikarts Aster (Aster x frikartii 'Wunder von Stäfa') und Strandflieder (Goniolomon tataricum)
Frikarts Aster (Aster x frikartii 'Wunder von Stäfa') und Strandflieder (Goniolomon tataricum)
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Pflanze des Monats

Scheinhortensie (Deinanthe 'Blue Wonder')

Das Negative zu allererst: Diese Pflanze ist durstig. Immer. Einmal zu trocken heisst oft: Wieder ein Jahr lang warten auf perfekte Blüten, wieder verschrumpeltes Laub. Und wehe, ein Spätfrost erwischt den Austrieb! Vorletztes Jahr etwa war diese Pflanze nur ein Schatten ihrer selbst. Doch dieses Jahr ist alles perfekt: Weder Frost noch Trockenheit haben ihr ein Blättchen gekrümmt.

Scheinhortensien blühen, anders als die meisten Schattenstauden, im Hochsommer, was sie besonders wertvoll macht. 'Blue Wonder' ist eine Kreuzung der beiden ostasiatischen Arten Deinanthe caerulea und D. bifida, welche ebenfalls hier im Rhododendrontal zu finden sind. Beide wachsen noch langsamer und bleiben tendenziell kleiner, doch alle werden im Alter wunderschön.

Sie benötigen viel Zeit für ihre Entwicklung.  Anfangs schwach und blühfaul, rappeln sie sich erst nach Jahren auf und wachsen zu beeindruckender Schönheit heran. Unsere älteste Scheinhortensie wächst hier seit fünfzehn Jahren. Leider findet man die Pflanzen nur selten im Handel ("Mickrig! Blüht nicht! Zu teuer!"). Hat man eine ergattert und ihren Ansprüchen Genüge getan, wird man jahrzehntelang Freude an dieser eigenartigen Pflanze haben - wenn sie sich dann endlich, endlich aufgerafft hat.

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Der Duft von Ferien

Der Lavendel im Silberhang beginnt zu blühen. Dort, wo die Morgensonne die Blüten erwärmt, duftet es bereits wie am Mittelmeer...

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Finalist für den Europäischen Gartenpreis 2019/2020

Die Merian Gärten sind unter den drei Finalisten für den Europäischen Gartenpreis 2019/2020 in der Kategorie "Gartenkulturelles Erbe in Europa". Die beiden anderen Finalisten sind Die Gärten der Welt (Berlin, Deutschland) und die Royal Horticultural Society (Grossbritannien).

Der Europäische Gartenpreis wird seit 2010 jährlich vergeben und zeichnet besonders schöne Gärten mit hoher Qualität der Gartenanlagen und innovativen Konzepten aus. In der Kategorie "Gartenkulturelles Erbe in Europa" liegt der Schwerpunkt dieses Jahr auf dem Thema Vermittlung und Bildungsangebote.

In den Merian Gärten besuchen jährlich über 3000 Kinder einen Kurs an der frischen Luft. An Kursen und Führungen wird Garteninteressierten botanisches und hortikulturelles Wissen vermittelt.

Vergeben wird der Europäische Gartenpreis vom European Garden Heritage Network EGHN, in dem 14 europäische Länder vertreten sind, zusammen mit der Stiftung Schloss Dyck. Die Gewinner werden an der Preisverleihung am 6. September 2019 bekanntgegeben.

Die Merian Gärten sind ein botanischer Garten am Stadtrand von Basel. Mit ihren einzigartigen Sammlungen von Zierpflanzensorten sind sie international anerkannt. Die Merian Gärten sind eine Institution der Christoph Merian Stiftung. Sie sind das grösste operative Engagement der CMS.

Hier geht es zur Medienmitteilung

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Blütenspaziergang im Juni

Der Juni ist bekanntlich ein blühfreudiger Monat. So finden Sie momentan auch in den Merian Gärten zahlreiche Blüten, egal wo der Weg Sie hinführt. Was für den Juni jedoch eher untypisch ist, sind blühende Gehölze. Deshalb sollen sie in diesem Spaziergang besonders thematisiert werden. Start ist im Rhododendrontal, denn hier blühen tatsächlich noch ein paar Sträucher. Beim erhöhten Sitzplatz Rhododendron pemakoense, gleich beim Eingang eine Weisse Duft-Azalee (Rhododendron arborescens x viscosum) und ein paar Schritte weiter ein Berglorbeer (Kalmia latifolia). Folgen Sie nun kurz dem Dyych und nehmen dann den Weg links nach Oben. Gehen Sie in Richtung Villa, unter den Blutbuchen durch, so erreichen Sie linkerhand eine aufblühende Strauchkastanie (Aesculus parviflora). Weiter führt der Weg zum leicht erhöhten Sommersitzplatz. Hier blühen gleich mehrere Gehölze: Blumenhartriegel (Cornus kousa ssp. chinensis 'China Girl' und Cornus kousa 'Milky Way'), Eichenblättrige Hortensien (Hydrangea quercifolia 'Sike's Dwarf') und Pfeifensträucher (Philadelphus 'Belle Etoile').

Als nächstes geht es zum Irishang, wo mehrere Cistrosen (Cistus laurifolius) blühen. Dann nehmen Sie den Weg zum Nutzpflanzengarten und führen Ihre Schritte auf den Platz vor den Gewächshäusern. Zwei Wahnsinns-Kletterrosen werden Ihnen gleich ins Auge fallen: Rosa wichuraiana x crimson 'Evangeline' und Rosa 'Bobby James'. Links davon leuchtet sonnengelb der Binsenginster (Spartium junceum). Entlang des Folienhauses gibt es momentan zahlreiche verholzende Kletterpflanzen in Blüte. Zum Beispiel die Seidenrebe (Periploca graeca), die Kiwi (Actinidia arguta 'Issai') und das Wald-Geissblatt (Lonicera periclymenum 'Serotina').

Über den Silberhang erreichen Sie die Clematissammlung, wo es ebenfalls immer etwas zu entdecken gibt. Nebst einigen Clematis im Moment auch viele Kletterrosen. Durch die Pfingstrosensammlung und vorbei an üppigen Rosen gelangen Sie schliesslich auf den Hofplatz Vorder Brüglingen mit mehreren stattlichen Linden. Unter deren unauffälligen, aber fantastisch duftenden Blütenpracht können Sie nun den Spaziergang ausklingen lassen.

Blumenhartriegel (Cornus kousa ssp. chinensis 'China Girl')
Blumenhartriegel (Cornus kousa ssp. chinensis 'China Girl')
Cistrose (Cistus laurifolius)
Cistrose (Cistus laurifolius)
Seidenrebe (Periploca graeca)
Seidenrebe (Periploca graeca)
Wald-Geissblatt (Lonicera periclymenum 'Serotina')
Wald-Geissblatt (Lonicera periclymenum 'Serotina')
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Pünktlich zu Pfingsten

Pünktlich wie eine Uhr sind nun, auf das Pfingstwochenende hin, die meisten Pfingstrosen der Lactiflora-Gruppe aufgeblüht. Bei dieser Gruppe handelt es sich um Staudenpaeonien-Sorten, welche aus der Art Paeonia lactiflora entstanden sind. In Hausgärten sind sie am meisten anzutreffen, da Lactiflora-Pfingstrosen in der Regel pflegeleicht und robust sind.

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Pflanze des Monats

Fedtschenkos Rose (Rosa fedtschenkoana)

Rosen! Üppige Blüte, Duft, Schönheit, Eleganz... und dann steht da sowas: Zu hoch, zu breit, ausläufertreibend, von sparrigem Wuchs und mit unzähligen Stacheln bewehrt eignet sich Fedtschenkos Rose kaum für den Garten. Kaltweisse Blüten und graugrünes Laub tragen zur spröden Erscheinung bei. Und der Duft? Fehlanzeige. Sie riecht unangenehm und gar nicht rosenhaft.

Ihr Name ist sperrig. Fedtschenkos Rose wurde vor etwa hundertfünfzig Jahren von einer jungen russischen Botanikerin in Zentralasien entdeckt und später ihr zu Ehren benannt. Olga Alexandrowna Fedtschenko reiste mit ihrem Mann, auch Naturwissenschaftler, 1872 nach Deutschland und in die Schweiz, im selben Jahr kam ihr Sohn zur Welt, ein Jahr später starb ihr Mann am Montblanc, als er einen Gletscher erforschte. Er wurde nicht einmal dreissig Jahre alt. Frau Fedtschenko führte ihre botanische Arbeit weiter, zusammen mit ihrem Sohn, der ebenfalls Botaniker wurde. Sie legte einen Garten an, dieser wurde zerstört, sie starb im selben Jahr... Pflanzennamen können Geschichten erzählen.

Fedtschenkos Rose hat zwei herausragende Eigenschaften. Durch ihre zentralasiatische Herkunft ist sie sehr frosthart, bis minus 35 Grad. Und sie blüht spärlich, aber den ganzen Sommer lang, im Gegensatz zu den meisten anderen Rosenarten. Bei den wenigen Damaszenerrosen, die öfter blühen, hat man Gene von Rosa fedtschenkoana gefunden, welche verantwortlich sind für die lange Blüte. Aber nicht für den Geruch: Damaszenerrosen duften hinreissend!