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Pflanze des Monats Februar

Duft-Heckenkirsche (Lonicera x purpusii)

Wenn es an einem sonnigen, milden Wintertag plötzlich duftet, steht oft ein unscheinbarer Strauch in der Nähe: Die Duft-Heckenkirsche. Elegant ist sie wahrhaftig nicht. Langweiliges Laub kaschiert im Sommer den eher sperrigen Wuchs und - in wintermilden Gegenden - leider oft auch die eher kleinen Blüten. Zudem benötigt sie viel Platz. Man kauft ein zierliches Pflänzchen, setzt es ins Beet und ärgert sich fünf Jahre später über das drei Meter breite Gestrüpp, welches fast alle Nachbarpflanzen verdrängt hat. Mit etwas Glück leben diese noch, verschüchtert und völlig überwuchert.

Immerhin lässt sich über diese Heckenkirsche auch Positives schreiben: Sie ist anspruchslos, wächst in fast jedem Boden, muss kaum geschnitten werden und kommt mit Sonne und Halbschatten zurecht. Man sollte nur darauf achten, sie dort zu pflanzen, wo man im Winter öfter vorbeikommt, zum Beispiel am Hauseingang oder neben der Terrasse.

Denn dann merkt man, warum sie trotz ihres sperrigen Wesens in vielen Gärten steht: An milden Wintertagen öffnen sich die kleinen, crèmefarbenen Blüten und verströmen bei Sonne ihren wunderbaren Duft. Ein paar Zweige in der Vase wecken selbst in kalten Winterseelen die Hoffnung auf Frühling, Wärme und Glück.

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Pflanze der Monate Dezember und Januar

Tilia platyphyllos

Linden… was könnte man alles darüber schreiben! Von Tanzlinden, Gerichtslinden, von Schnitzereien, Symbolik und unzähligen Gasthöfen zur Linde. In vielen Gegenden wurden sie mitten im Dorf gepflanzt. Da sie in der Natur gar nicht so häufig vorkommen, zeigen einzelne Linden im Flachland oft ehemalige Dörfer oder Gehöfte an.

Manche Linden können bis zu 1000 Jahre alt werden. Verglichen mit diesen Baumdenkmälern ist die grosse Linde in Brüglingen mit ihren nicht mal 200 Jahren noch ein Jungspund. Vermutlich wurde sie etwa 1835 gepflanzt, als das Hofgut Vorder Brüglingen von Christoph und Margaretha Merian erbaut wurde. Immerhin ist sie damit älter als die Elisabethenkirche, Drämmli und Mustermesse.

Die zunehmende Hitze setzt unserer Linde zu. Bei Trockenheit wird sie bewässert, und die Baumpfleger kümmern sich um ihre Gesundheit und Stabilität. Meisen, Baumläufer, Lindwürmer, Feuerwanzen und wir alle hoffen, dass diese Linde noch lange mit ihrem zarten Austrieb, dem sommerkühlen Schatten und ihrer mächtigen Gestalt diesen Ort beschützt.

*Aufgrund von Kälte und Dunkelheit bleibt die Pflanze des Monats Dezember frisch bis Ende Januar.

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Pflanze des Monats

Freiland-Fuchsie (Fuchsia magellanica)

Ja, es gibt sie, die (fast) perfekte Pflanze mit roten Blüten bis zum Frost, welche sich auch gut in der Vase macht. Die zudem wertvollen Honig liefert, nicht zu gross wird und ungiftig ist: Die Freiland-Fuchsie ist eine Bereicherung für fast alle Gärten und kommt mit jedem halbwegs normalen Boden zurecht, wenn es nicht zu trocken ist. Sie wird viel zu selten gepflanzt. Am häufigsten bekommt man 'Gracilis', es gibt aber auch weisse und zweifarbige Sorten.

Die Freiland-Fuchsie stammt von der Südhalbkugel, aus Patagonien. Dass ihre Blüten deshalb nach unten zeigen, ist aber nur ein alter Gärtnerwitz; sie hängen, weil sie in regenreichen Gebieten wachsen. Dort werden sie von Kolibris bestäubt, aber hiesige Bienen und Hummeln erledigen dies genauso gut, wie man an den zahlreichen Beeren erkennen kann. Diese sind essbar, wenn auch etwas fad und kratzend.

Das 'Freiland' im Namen der Fuchsie darf man nicht überall wörtlich nehmen, in kühleren Gegenden braucht sie einen Winterschutz aus trockenem Laub und Tannenzweigen. Im April wird sie zurückgeschnitten und mit etwas Kompost oder Dünger versorgt. Im Sommer wird sie manchmal von grossen Raupen des Mittleren Weinschwärmers befallen. Statt deshalb in Hysterie zu verfallen, sollte man sich daran freuen und den Viechern ein paar Zweige gönnen: Der Schaden hält sich in Grenzen, diese Nachtfalter sind wunderschön - und auch wir schwärmen schliesslich für Wein.

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Pflanze des Monats Oktober

REINECKIE (Reineckea Carnea)

Dieses Gras wuchs jahrelang unbeachtet in einer dunklen Ecke, bis wir bemerkten, dass es gar keines ist. Die Pflanze heisst Reineckie und ist ziemlich entfernt mit Maiglöckchen verwandt ­­­- gewissermassen eine Cousine fünfzehnten Grades.

Der im Handel verbreitete Name Japanisches Maiglöckchen ist leider irreführend: Dieses Gewächs bietet im Mai kein einziges Glöckchen und ist einfach nur grün. Doch welch ein Grün! Kräftige Blätter stehen dicht an dicht und wachsen noch im tiefen Schatten. Zu viel Sonne und Trockenheit mögen sie nicht, warme Plätze an einem windgeschützten Standort sind ideal.

In den Merian Gärten stehen diese unscheinbaren Schattenhelden seit mindestens 30 Jahren und breiten sich ganz langsam aus. Da blüht nichts.

Auf den ersten Blick jedenfalls nicht. Aber schauen Sie genauer unter die Blätter! Unter dem Grün, wenn man gar nicht mehr damit rechnet, erscheinen im Oktober zartrosa Blüten dicht über dem Boden. In Katalogen wird oft von Duft berichtet, wir haben bisher jedoch nur ganz leichten Modergeruch feststellen können. Duften können andere Pflanzen besser. Die versteckten Blüten der Reineckie sind hübsch, und Kniebeugen sind gesund.

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Pflanze des Monats

DUNKELLAUBIGE SEPTEMBER-SILBERKERZE (Actaea simplex 'Atropurpurea')

Eigentlich wäre diese September-Silberkerze ein Muss für jeden Garten: Im Frühling hält sie sich vornehm zurück und überlässt ihren Platz Krokussen, Tulpen oder Schneeglöckchen; auch den sommerblühenden Pflanzen stiehlt sie nicht die Schau, sondern sorgt mit ihrem dunklen Laub für dezente Begleitung. Doch im September, wenn die meisten Stauden sichtlich erschöpft sind von der Mühe des Sommers, öffnen sich ihre weissen Blüten. Wenn der Wind günstig steht, streicht ihr Duft über den ganzen Platz.

Eigentlich. Doch diese Silberkerze hat Ansprüche, welche im heissen, trockenen Basel etwas schwierig zu erfüllen sind: Einen kühlen Platz im Halbschatten hätte sie gern, und dazu humus-reichen, feuchten Boden, bitteschön. Und nicht zu viel Konkurrenz durch grosse Bäume... Ohne regelmässiges Giessen wären unsere Pflanzen schon im ersten Sommer vertrocknet.

Und dann ist da noch das Namensdurcheinander: Zuerst hiess die Silberkerze Actaea, vor über hundert Jahren wurde sie in Cimicifuga umbenannt. Seit 20 Jahren ist man wieder bei Actaea angelangt, was aber viele Gärtnereien nicht wissen. Und die Art erst! Mal heisst sie Actaea ramosa (was es gar nicht gibt) oder racemosa (was eine ganz andere Art aus Amerika ist). Aber all das ist letztendlich egal - Hauptsache, es geht wieder los mit dem Tanz der weissen Würste!

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Pflanze des Monats

Wald-Tabak (Nicotiana sylvestris)

Vor etwa 450 Jahren hatte Jean Nicot, ein französischer Gesandter in Lissabon, Wunderdinge über die Heilwirkungen einer exotischen Pflanze gehört. Er war überzeugt, dass dieses Kraut Geschwüre und andere Gebresten heilen könne, schickte es begeistert nach Frankreich und setzte sich für dessen Verwendung ein. Nie hätte er sich träumen lassen, dass später ausgerechnet ein starkes Gift seinen Namen tragen würde: Nikotin, der Hauptwirkstoff der von ihm gelobten Tabakpflanze.

Eine der schönsten Arten ist der Wald-Tabak. Er wächst gerne im Halbschatten in fruchtbarem Boden und ist leider nicht winterhart. Seine hellen Blüten duften nachts, was charakteristisch ist für Nachtschwärmerpflanzen. Für die meisten Insekten ist die Blütenröhre viel zu lang, doch Windenschwärmer mit ihrem langen Rüssel können den Nektar erreichen.

Einen Mondgarten könnte man anlegen! Mit Wald-Tabak, hellen Petunien, Mondwinde, Sternjasmin, Weisser Lichtnelke und anderen duftenden hellen Nachtblühern. Und eines Abends, mit etwas Glück, gibt es dann ein Stelldichein von zwei- und sechsbeinigen Nachtschwärmern.

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Pflanze des Monats

Scheinhortensie (Deinanthe 'Blue Wonder')

Das Negative zu allererst: Diese Pflanze ist durstig. Immer. Einmal zu trocken heisst oft: Wieder ein Jahr lang warten auf perfekte Blüten, wieder verschrumpeltes Laub. Und wehe, ein Spätfrost erwischt den Austrieb! Vorletztes Jahr etwa war diese Pflanze nur ein Schatten ihrer selbst. Doch dieses Jahr ist alles perfekt: Weder Frost noch Trockenheit haben ihr ein Blättchen gekrümmt.

Scheinhortensien blühen, anders als die meisten Schattenstauden, im Hochsommer, was sie besonders wertvoll macht. 'Blue Wonder' ist eine Kreuzung der beiden ostasiatischen Arten Deinanthe caerulea und D. bifida, welche ebenfalls hier im Rhododendrontal zu finden sind. Beide wachsen noch langsamer und bleiben tendenziell kleiner, doch alle werden im Alter wunderschön.

Sie benötigen viel Zeit für ihre Entwicklung.  Anfangs schwach und blühfaul, rappeln sie sich erst nach Jahren auf und wachsen zu beeindruckender Schönheit heran. Unsere älteste Scheinhortensie wächst hier seit fünfzehn Jahren. Leider findet man die Pflanzen nur selten im Handel ("Mickrig! Blüht nicht! Zu teuer!"). Hat man eine ergattert und ihren Ansprüchen Genüge getan, wird man jahrzehntelang Freude an dieser eigenartigen Pflanze haben - wenn sie sich dann endlich, endlich aufgerafft hat.

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Pflanze des Monats

Fedtschenkos Rose (Rosa fedtschenkoana)

Rosen! Üppige Blüte, Duft, Schönheit, Eleganz... und dann steht da sowas: Zu hoch, zu breit, ausläufertreibend, von sparrigem Wuchs und mit unzähligen Stacheln bewehrt eignet sich Fedtschenkos Rose kaum für den Garten. Kaltweisse Blüten und graugrünes Laub tragen zur spröden Erscheinung bei. Und der Duft? Fehlanzeige. Sie riecht unangenehm und gar nicht rosenhaft.

Ihr Name ist sperrig. Fedtschenkos Rose wurde vor etwa hundertfünfzig Jahren von einer jungen russischen Botanikerin in Zentralasien entdeckt und später ihr zu Ehren benannt. Olga Alexandrowna Fedtschenko reiste mit ihrem Mann, auch Naturwissenschaftler, 1872 nach Deutschland und in die Schweiz, im selben Jahr kam ihr Sohn zur Welt, ein Jahr später starb ihr Mann am Montblanc, als er einen Gletscher erforschte. Er wurde nicht einmal dreissig Jahre alt. Frau Fedtschenko führte ihre botanische Arbeit weiter, zusammen mit ihrem Sohn, der ebenfalls Botaniker wurde. Sie legte einen Garten an, dieser wurde zerstört, sie starb im selben Jahr... Pflanzennamen können Geschichten erzählen.

Fedtschenkos Rose hat zwei herausragende Eigenschaften. Durch ihre zentralasiatische Herkunft ist sie sehr frosthart, bis minus 35 Grad. Und sie blüht spärlich, aber den ganzen Sommer lang, im Gegensatz zu den meisten anderen Rosenarten. Bei den wenigen Damaszenerrosen, die öfter blühen, hat man Gene von Rosa fedtschenkoana gefunden, welche verantwortlich sind für die lange Blüte. Aber nicht für den Geruch: Damaszenerrosen duften hinreissend!

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Pflanze des Monats

Kletterrose 'Madame Alfred Carrière' (Rosa 'Madame Alfred Carrière')

Wenn Mrs. Anthony Waterer, Frau Karl Druschki und Madame Alfred Carrière beisammen stehen, handelt es sich nicht etwa um Genderwirren, sondern um alte Rosen. Sie wurden allesamt nach Frauen benannt, welchen ihrerseits der Name des Gatten übergestülpt wurde; damals scheint man bei der Heirat nicht nur den Nachnamen verloren zu haben.

'Madame Alfred Carrière' ist eine alte Rosendame und wurde schon 1879 in Frankreich gezüchtet. Trotz ihres hohen Alters von mittlerweile hundertvierzig Jahren ist sie gesund und vital. Der erste Blütenschwall öffnet sich im Mai und duftet hinreissend. Danach muss sie sich erst ein wenig erholen, blüht aber im Sommer immer wieder nach. Sie klettert fünf Meter hoch, eignet sich für halbschattige Nordwände und muss kaum geschnitten werden.

Natürlich hat sie auch ihre Fehler. Sie ist etwas anfällig auf Mehltau, und ihre Winterhärte ist eher suboptimal. Im wintermilden Basel ist das meistens kein Problem. Meistens, aber nicht immer: In den eiskalten Januarnächten 2012 fror sie vollständig zurück, trieb im Frühjahr danach zu unserer Freude kräftig aus und ist seither schöner denn je. Und das in ihrem Alter!

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Pflanze des Monats

Geschwänzte Haselwurz (Asarum caudatum)

Jetzt ist Frühling! Rhododendren, Tulpen und Flieder werfen mit Farben nur so um sich. Alles blüht. Alles? Nein! Ein kleines, unscheinbares Pflänzchen scheint sich dem alljährlichen Farbenirrsinn zu verweigern. Jahrein, jahraus produziert es nur Laub. Aber was für eins! Glänzend, grün und schön geformt deckt es den Waldboden noch im tiefen Schatten. In geschützten Lagen wirkt es den ganzen Winter durch sehr ansprechend und wenn man daran reibt, verströmt es einen würzigen Duft.

Die geschwänzte Haselwurz stammt aus den feuchten Nadelwäldern Nordamerikas. Unserer europäischen Art ähnelt sie, wächst aber viel schneller und bildet grosse Matten. Sie liebt humosen, nicht zu trockenen Boden und verträgt unsere Winter problemlos.

Und von wegen nur Laub… wenn Sie ganz vorsichtig ein paar Blätter zur Seite schieben, finden Sie darunter das grosse Geheimnis dieser kleinen Pflanze: Eigenartig geformte, rotbraune Blüten, jede mit drei Mäuseschwänzchen und von filigraner Schönheit. Und während Rhododendren, Tulpen und Flieder ihre Fortpflanzung mit grossem Trara zelebrieren, erledigt das die Haselwurz diskret im Verborgenen.