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Ein Blick hinter die Kulissen der Restaurierung in der Villa Merian

In der Villa Merian wird derzeit die kunstvolle Innenausstattung restauriert. Ein Team von Restaurator:innen arbeitet im Saal im Erdgeschoss daran, die historischen Decken und Raumausstattungen zu reinigen, zu ergänzen und zu erhalten. Dabei sind nicht nur handwerkliches Geschick und Kenntnisse historischer Techniken gefragt, sondern auch viel Recherchearbeit. Denn um Schäden beheben zu können, muss man wissen, wie sie entstanden sind.

Gleich zu Beginn fiel dem Team auf, dass sich die Farbe an der Saaldecke an ungewöhnlich vielen Stellen löste. Eine genauere Untersuchung ergab, dass die Putzoberfläche locker und pudrig war. Vermutlich war sie schon bei ihrer Entstehung nicht optimal ausgeführt worden, so dass die Farbe nur schlecht haften konnte. In Kombination mit dem natürlichen Alterungsprozess blätterte die Farbe an vielen Stellen ab. Ausserdem fanden die Restaurator:innen im Archiv ein Foto von 1969, welches eine stark mitgenommene Aussenfassade zeigt. Vermutlich waren zu diesem Zeitpunkt auch die Innenräume stark beschädigt.

Als die Villa 1970 unter Schutz gestellt wurde, wurde sie innen und aussen umfassend restauriert. Dabei wurden viele historische Elemente verändert, zum Beispiel wurde die Decke im damaligen Zeitgeist übermalt. Heute geht man mit einer anderen Wertschätzung an die Arbeiten der Vergangenheit heran. «Nur so viel wie nötig» lautet die Devise bei allen heutigen Restaurierungsarbeiten. Oberstes Ziel ist es, die historischen Elemente für die Zukunft zu erhalten. Die Restaurator:innen legen grossen Wert darauf, dass ihre Interventionen reversibel sind. Das bedeutet, dass die verwendeten Materialien und Farben wieder entfernt werden können, um zukünftigen Generationen die Möglichkeit zu geben, neue Techniken der Denkmalpflege anzuwenden.

In der Villa Merian bedeutete dies, dass an der Decke alle losen Farbschichten vorsichtig entfernt und der bröckelnde Putz darunter stabilisiert wurde. Besondere Vorsicht war beim Stuck geboten, der nicht aus Gips, sondern aus leichtem, aber empfindlichem Papiermaché besteht. Restauriert wurde deshalb immer nur dort, wo sichtbare Schäden vorhanden waren. Der Rest blieb unangetastet.

Im «Boudoir» mit seiner aufwendig gestalteten Wandvertäfelung mit vergoldeten Ornamenten wurden die Oberflächen gereinigt. Lose Ornamente wurden wieder befestigt und fehlende Perlen aus der Umrahmung der Holzpaneele nachgebildet und wieder eingesetzt. Fehlstellen in den Goldapplikationen wurden retuschiert. Frühere Retuschen wurden jedoch belassen. Diese wurden in Bronze ausgeführt und wirken etwas dunkler als das ursprünglich aufgetragene Blattgold.  Wer genau hinsieht, erkennt den Unterschied!

Jetzt wird das Deckengemälde, eine Illusionsmalerei mit blauem Himmel, Schwalben und Pflanzenranken, sorgfältig gereinigt. Dabei tragen die Restaurator:innen mit Wattestäbchen die verfärbte Firnisschicht ab.  Schon ist zu sehen, wie viel heller und lebendiger das Bild wieder geworden ist.

Mehr Umbau
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Umbau Villa Merian: Farbkonzept

Momentan versteckt sich die Villa Merian gut eingepackt hinter Baugerüst und Schutznetzen. Doch dahinter zeichnet sich etwas ab: eine neue Farbe! Präsentierte sich die Villa bisher Ton in Ton in Weiss und Grau, verleiht das Malerteam jetzt den Fensterrahmen und Verzierungen einen satten Auftritt in Ocker. Die Fassade wirkte bisher eher flach; nun kommen die aufwendig gestalteten, schmückenden Details viel mehr zur Geltung.

Recherche und Farbuntersuchungen

Doch warum soll die Villa Merian künftig anders aussehen als bisher? Beim gesamten Umbau ist das Ziel, die Villa wieder zum Herrschaftsgebäude zurückzuführen, welches sie früher war, sich also daran zu orientieren, wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesehen haben könnte als Christoph Merian sie für seine Bedürfnisse umgestalten liess. Aufgrund von Plänen in den Archiven wissen wir, dass das Gebäude in den folgenden 150 Jahren bei zahlreichen Renovationen immer wieder überarbeitet wurde. So auch die Fassade, welche mehrmals passend zur Mode der Zeit umgestaltet wurde.

Beim neuen Farbkonzept geht es diesmal nicht um die Vorlieben der Planer:innen oder Eigentümer:innen. Die Grundlagen für das neue Farbkonzept sind vielmehr fundierte Erkenntnisse darüber, wie die Villa mal ausgesehen hat.

Historische Fotografien der Villa sind zwar bloss schwarzweiss, lassen aber erkennen, dass die Fassade deutlich zweifarbig gestaltet war. Die Wand hatte dabei einen hellen Verputz. Die aufwendigen Architekturelemente wie Fenstereinfassungen, Läden und die gusseisernen Verzierungen waren einige Stufen dunkler gestrichen. Sie dienten dem Schmuck und kamen so vortrefflich zur Geltung. Dass man diese teuren und aufwendigen Elemente extra betont hat, weiss man auch von anderen Gebäuden aus der Zeit.

Die angefertigten Farbuntersuchungen brachten dann noch weitere Erkenntnisse. In feinsäuberlicher Handarbeit wurde die Farbe durch eine Restauratorin Schicht für Schicht abgetragen bis zum darunterliegenden Stein. Dabei kamen an mehreren Stellen Spuren von einem ockerfarbigen Anstrich zum Vorschein; besonders in den Vertiefungen hat sich die Ölfarbe gut erhalten.

Auch im Inneren ein neues-altes Farbkonzept

Die Wände und viele der Decken sind heute mit einer Raufasertapete überzogen und weiss gestrichen – das war zu Merians Zeiten sicher nicht so, denn Räume waren eher farbig gehalten. Dabei wurden natürliche Pigmente verwendet. Leider lässt sich heute nicht mehr sagen, welche Farben die Villa Merian im Inneren prägten. Die Farbuntersuchungen brachten stellenweise einen beigen bis braunen Farbton zum Vorschein. Doch dieser Anstrich lässt sich nicht datieren und entstand möglichweise erst später. Gut möglich ist auch, dass einige Wände früher mit einer Tapete bezogen waren, von der sich keine Reste mehr erkennen lassen.

Um ein neues Farbkonzept zu erarbeiten, bezog sich das Team von Beer + Merz Architekt:innen also auf historische Bilder von anderen Gebäuden, sowie auf die Expertise der Denkmalpflege Baselland.  So wird die Villa zukünftig in warmen, natürlichen Farben gestaltet sein, stimmig mit dem Äusseren. Die Zimmer erhalten einen erdigen Sepia-Anstrich, welcher die Räume elegant und warm wirken lässt. Das Treppenhaus bekommt ein tiefes Waldgrün, welches sich von unten bis unter das Dach zieht. Dies setzt die historische Treppe mit dem dekorativen Staketengeländer schön in Szene.

Bis man das sieht, müssen sich unsere Besucher:innen noch ein wenig gedulden: Im Inneren der Villa wird noch bis im Frühjahr gearbeitet. Doch das Gerüst an der Fassade wird schon Ende November abgebaut. Wir sind gespannt, wie die neuen Farbakzente wirken werden.

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Umbau Villa Merian: Phase 1
Befundsicherung und Entdeckungen

Die Villa Merian war Teil des Hochzeitsgeschenks, das Christoph und Margaretha Merian-Burckhardt 1824 vom Vater des Bräutigams erhielten. Sie diente dem Paar als Sommersitz. Nach dem Tod ihres Mannes zog Margaretha Merian ganz nach Brüglingen und bewohnte die Villa drei Jahrzehnte lang, zusammen mit ihrer Haushälterin und einer Magd.

In den letzten 50 Jahren wurde die Villa verschiedentlich teilrenoviert und umgebaut. Das unter Denkmalschutz stehende Haus wird nun – als letzte Etappe der Umgestaltung in den Merian Gärten – durch Beer Merz Architekt:innen sorgfältig restauriert. Die Villa soll danach wieder ähnlich aussehen wie zu Merians Zeiten.

In einem ersten Schritt haben die Architekt:innen in Absprache mit der Denkmalpflege das Haus untersucht und Befunde gesichert. Interessiert haben sie etwa die Decken und Wände: Wie haben diese früher ausgesehen? In welchem Farbton waren sie gestrichen, mit welchem Muster tapeziert? Um das herauszufinden, wurde ein sogenannter Farbschnitt veranlasst: Eine Restauratorin trug zuerst die Tapete und danach die darunterliegenden Anstriche Schicht für Schicht ab. Überraschenderweise kamen unter diversen hellen Tönen dunkle Wandfarben auf glatter Wand zum Vorschein. Die Architekt:innen beschlossen, sich gestalterisch an dieser Entdeckung zu orientieren. Die genaue Farbe wird noch zu bestimmen sein, fest aber steht: Das Treppenhaus wird künftig nicht tapeziert, wie es zuerst beabsichtigt war, sondern in einem dunklen Ton gestrichen, was auch die kunstvolle Holztreppe mit dem roten Teppich bestens zur Geltung bringen wird.

Eine zweite Entdeckung machte das Team in den Schlafräumen im Obergeschoss. Hier war in den 70er-Jahren Spannteppich oder Linoleum verlegt worden. Im Rahmen der Befundsicherung konnte darunter ein schöner und für das Schlafgeschoss typischer Riemenboden aus Tanne freigelegt werden. Diesen möchte das Team nun inklusive Fries restaurieren und so belassen, wie er nachweislich zu Merians Zeiten war. Ausserdem sollen dort, wo neues Parkett angedacht war, ebenfalls Riemenböden verlegt werden.

Die dritte Entdeckung bleibt gewissermassen verborgen und wird für künftige Besucherinnen und Besucher der Villa nicht zu sehen sein: Es handelt sich um eine Kellertreppe, die ins Nichts bzw. in einen Hohlraum führt. Diese war auf alten Plänen nicht eingezeichnet, eine dicke Mauer schien sich an ihrer Stelle zu befinden. Diese vermutlich ursprüngliche Kellertreppe hatte wohl nach dem Umbau in den 70er-Jahren keine Funktion mehr und wurde zugemauert. Der Hohlraum über der Treppe soll künftig für Leitungen wie beispielsweise die Abluft genutzt werden, so dass dafür nicht eigens gebohrt werden muss.